Die Agenda der Kunstwelt
Juni — August 2025

In dieser Saison wird es textlich ziemlich laut in Bilbao. Barbara Kruger, die Hohepriesterin der schlagkräftigen Provokation, übernimmt das Guggenheim mit ihrer ersten umfassenden Retrospektive in Spanien – und die ist alles andere als höflich. Die Ausstellung, die sich über vierzig Jahre voll messerscharfer Kritik erstreckt, vereint Krugers ikonische Paste-ups aus den 80er-Jahren, immersive Rauminstallationen und neue großformatige digitale Auftragsarbeiten. Die Slogans kommen in Großbuchstaben auf die Betrachtenden zu: Your body is a battleground; Think of me as a friend. Vinyltexte erstrecken sich vom Boden bis zur Decke, Geräuschkulissen erfüllen die Luft, und Mehrkanal-Videoarbeiten flimmern über LED-Wände und bilden einen Raum, der sich wie eine hitzige Diskussion anfühlt.

Viele Stücke wurden für diesen Rahmen neu konzipiert und geben bekannten Werken einen neuen Biss. Die Ausstellung ist kühn, konfrontativ und seltsam intim – eine seltene Gelegenheit, Krugers sprachgesteuerte Welt in ihrer ganzen Kraft zu erleben.

Rotas Brasileiras folgt nicht der üblichen Landkarte. Eingebettet in den Rahmen des ARCA International Festival of Films on Arts, verlässt es die Achse Rio- São Paulo und taucht direkt in die tiefen, regionalen Adern der brasilianischen Kunst ein. In seiner vierten Ausgabe bringt Rotas Tradition und Innovation direkt miteinander ins Gespräch – und lässt die Funken sprühen. Die von Rodrigo Moura von MALBA, Buenos Aires, kuratierte Messe bringt Projekte zusammen, die nur für diese Messe entwickelt wurden. Da kann man sich auf indigene Stimmen, vergessene Größen und junge Künstler:innen freuen, die traditionellen Formen neue Spannung verleihen. Die Sektion Mirante gibt den Ton an mit Werken von musealem Ausmaß und institutioneller Kraft, die alle an den Grenzen der nationalen Identität und unserer Wahrnehmung davon rütteln.

Rotas tauscht Spektakel gegen Intimität, und das Gastgeberland ist mit einer Vielzahl von Ausstellungen und Veranstaltungen auf der Messe vertreten. Hier gibt es nichts Generisches – nur ein lebendiges, manchmal chaotisches, immer fesselndes Porträt Brasiliens, hautnah und ungefiltert.