Eine luxuriöse Familienscheune
im Grasland von Johannesburg

Places and Spaces

In den weitläufigen Graslandschaften des südafrikanischen Highveld haben die Innenarchitektin Lisa Storer und das Architekturbüro Morris & Co. ein Zuhause geschaffen, das sanft in den Horizont übergeht – fast wie eine Meditation in Form, Material und Gefühl.

 

(Living)Manche Orte laden automatisch zur Entschleunigung ein. Für die in Johannesburg lebende Innenarchitektin Lisa Storer war der Wunsch, die Stadt zu verlassen, kein Bruch, sondern eine logische Entwicklung – eine Gelegenheit, sich tiefer mit dem Leben zu verwurzeln. Was folgte, war der Bau eines Hauses auf der Monaghan Farm: ein privates Anwesen etwa 40 Minuten nördlich von Johannesburg, eingebettet in die weiten, hochgelegenen Ebenen des Highveld.

Diese Region, die für ihre goldenen Gräser, den beeindruckenden Himmel und das intensive Licht bekannt ist, bietet einen dramatischen und zugleich meditativen Rahmen. Storer entschied sich für diese Landschaft nicht nur wegen ihrer natürlichen Schönheit, sondern auch, weil sie zu Offenheit und Reflexion einlädt. „Wir wollten, dass sich das Haus wie ein Teil des Landes anfühlt“, erzählt sie. „Dass es sich aus ihm erhebt und nicht auf ihm sitzt.“

Das Poolhaus liegt abseits des Haupthauses, eingebettet in die Landschaft.

Sie schloss sich mit Morris & Co. zusammen, einem in Johannesburg ansässigen Architekturbüro, das für seinen kontextbezogenen und poetischen Designansatz bekannt ist. Ihr Auftrag war klar und deutlich: ein Haus zu schaffen, das seine Umgebung nicht dominiert, sondern auf sie eingeht. Das Ergebnis ist ein flaches, langgestrecktes Gebäude, das sich bewusst auf ein einziges Stockwerk beschränkt, um die ununterbrochene Weite des Horizonts nicht zu beeinträchtigen.

Der Grundriss des Hauses ist um eine Reihe von Innenhöfen herum angeordnet, die sowohl für Bewegung als auch für Ruhe sorgen. Diese offenen Räume lassen natürliches Licht und Luft herein und sorgen dafür, dass kein Korridor oder Raum von der Umgebung abgeschnitten ist. „Jeder Durchgang, jede Schwelle hat einen Sinn“, erklärt das Team von Morris & Co. „Es gibt keine Räume ohne Licht oder Zweck.“

Von außen präsentiert sich das Haus als ein Trio moderner Scheunen – schlicht in der Form, aber reich an Details. Wellblech, regionaler Stein und Beton formen die Hülle des Hauses, welche die raue Farbpalette des Highveld widerspiegelt, während sie den Elementen natürlich standhält. Im Inneren wird die architektonische Sprache weicher: glatte Betonböden, freiliegende Pappelholzbalken und großflächige Verglasungen verleihen dem Gebäude eine warme, einladende Atmosphäre.

Lisas Innenräume sind ruhig und ausdrucksstark. „Am Anfang eines jeden Raumes steht ein einzelnes Objekt – das als Ausgangspunkt der Erzählung dient.“, sagt sie. Im Wohnzimmer war das ein abgenutzter blauer Teppich. Um ihn herum wuchs eine Palette von tiefen Grüntönen, Vintage-Stühlen und einem Kamin, der ebenso zum Lesen wie zum Entspannten einlädt. Die Küche mit ihren freiliegenden Balken und natürlichen Materialien ist ein zutiefst funktionaler Raum und zugleich der spirituelle Kern des Hauses. Hier können sich die Morgenstunden bei Kaffee und Licht schön langsam entfalten.

Die Küche und das Esszimmer sind ein interaktiver Raum für die Familie. Die Decken werden von einem grob behauenen Pappelholzbalken aus Knysna getragen, der mit einer hybriden Stahlkonstruktion kombiniert wurde, die einen auffälligen Kontrast bildet.

Die Anordnung der Objekte ist locker – nichts wirkt inszeniert oder übertrieben. Antike Fundstücke stehen neben modernen Möbeln; marokkanische Messingschalen fangen das Nachmittagslicht ein; Trockenblumen fallen elegant in ungeplanten Arrangements. „Ich fühle mich zu Dingen hingezogen, die eine Seele haben“, erklärt die Hausherrin. „Ich sammle intuitiv, nicht mit Absicht. Wenn ich etwas fühle, nehme ich es mit nach Hause.“

„Wenn ich etwas fühle,
nehme ich es mit nach Hause.“

Für die Bäder ließ sich Lisa von den Hamam-Baderitualen in Marokko inspirieren.

Dieser Geist setzt sich auch in den Schlafzimmern fort, insbesondere in denen ihrer Kinder. In jedem Raum findet sich verspielte Poesie: skurrile Tapeten, romantische Betten aus französischen Antiquitätenläden und spezielle Stoffe, die sowohl Komfort als auch Fantasie vermitteln. „Für meine Kinder zu entwerfen, macht mir Freude“, sagt Storer. „Man kann mutiger und freier sein.“

Lisa, Brad, Lucy und Tomas auf der Veranda des Haupthauses.

Überall im Haus bestimmt das natürliche Licht den Tagesrhythmus. Die Vormittage werden in der nach Osten ausgerichteten Küche und im Essbereich verbracht, wo die frühe Sonne den Beton unter den Füßen wärmt. Nachmittags zieht es die Familie ins Fernsehzimmer oder in den Innenhof, wo Feuer gemacht wird und die Fenster die weite Aussicht einrahmen. Im Sommer verlagert sich das Leben dann ganz nach draußen – ins Poolhaus, auf die Veranda, in die frische Brise.

Und doch fühlt sich dieses Haus trotz seiner Raffinesse persönlich, bewohnt und lebendig an. „Jeder Raum ist wie ein Freund“, sagt Lisa Storer lächelnd. „Jedes Zimmer hat eine andere Energie, dient einem anderen Teil von dir. Aber in jeder Ecke steckt Liebe.“

Text
Sandra Reichl
Fotografie
Elsa Young
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